MeX 98 Ampere

Festival für Elektroakustische Musik & Video

5. Dezember 1998
mex
im Künstlerhaus Dortmund

SAM ASHLEY
RAFAEL TORAL
BOB OSTERTAG
ORCHESTER NULL

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SAM ASHLEY [New York]
RAFAEL TORAL
[Lissabon]
BOB OSTERTAG
[San Francisco]
ORCHESTER NULL [Mülheim]

Hohe Stromstärke & maximale Spannung! – Wie das? Wer dabei war, weiß wie es geht, denn am 5. Dezember stand nicht nur St. Nikolaus vor der Tür. 98 Ampere präsentierte einen ganzen Sack voll internationaler Beiträge zum Thema high und low-end Elektronik für Augen und Ohren. Wenn schon nicht von draußen vom Walde, so doch immerhin, vom anderen Ende des Ozeans, Europas und des Ruhrgebiets her werden 4 aktuelle Positionen, verbunden durch gemeinsame Steckdosen und Traditionen, nebeneinander gestellt:

Sam Ashley eröffnete die Veranstaltung ganz unverstärkt mit tranceartigen Sprachstücken, nach dem Motto „Elektronik fängt dort an wo sie aufhört“. Ashley versteht sich als Animateur und Animist. Er umschreibt sein musikalisches Anliegen als „Mysticism With An Audience In Mind“ und bewegte sich innerhalb seiner Aufführungen auf der Grenze zwischen schamanischer Besessenheit und dem Humor des Absurden, insofern es diese Grenze gibt. Ähnlich wie gute Medizinmänner oder Kabarettisten ließ Ashley sein Publikum im Unklaren, wie seine Aktionen gemeint sein könnten. Dieser in seiner Seltsamkeit vermutlich einzigartige Ansatz in der zeitgenössischen Musik wurde lediglich noch durch den aussergewöhnlich obskuren, gezielt entwickelten Klang der Stimme Ashley übertroffen.

Als nächster Gast brillierte der portugiesische Komponist und Musiker Rafael Toral mit seinem Stück „Wave Field“ das Toral sehr angemessen wie folgt beschreibt: „I wanted to make an ambient piece that sounded like a thousand rock gigs reverberating from a distant hall.“

Der dritte Gast des Abends, Bob Ostertag, gilt als Pionier digitaler Aufnahme- und Samplingtechnik. Der virtuose Pianist und Elektroniker verstand es mit dichten Samplingattacken gezielt einen Kontrapunkt zum bisherigen Geschehen zu setzen und das Publikum wieder ins Diesseits zu verpflanzen.

Zum Abschluß entführte das Mülheimer „Orchester null 1“ mit Thomas Busch, Michael Hütten, Jan Kämpken und Harald Ortmann zu den Animationen des Zeichners Hendrik Dorgathen in die weiche Welt <> entspannende<r> Grooves, saftiger analoger Biotope und fruchtbarer digitaler Sümpfe.

 

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Veranstaltet von mex – intermediale und experimentelle Musikprojekte e.V. Mit freundlicher Unterstützung durch das Künstlerhaus Dortmund sowie Pro Jazz e.V. und das Kulturbüro der Stadt Dortmund.